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Festa Santa Marija (Malta) – Qrendi & Mqabba

Festa Santa Marija (Malta) - Qrendi & Mqabba

Festa Santa Marija (Malta) – Qrendi & Mqabba

Feuerwerke auf Malta sind etwas ganz Besonderes und bieten den Besuchern der Insel ein einzigartiges Schauspiel: Die Feuerwerke spiegeln die maltesische Tradition, das Temperament der Menschen sowie die Hingabe und große Handfertigkeit der maltesischen Pyrotechniker wider. Die Insel ist bekannt für ihre imposanten Feuerwerke.

Wir wollten uns selber ein Bild von der Feuerwerkskultur auf Malta machen und besuchten Qrendi und Mqabba, zwei kleine Dörfer im Süden der Insel. Dort wird Mitte August die Festa Santa Marija gefeiert, das wichtigste Patronalsfest auf Malta. Der kleinste Mitgliedstaat der EU, der nicht mal so groß wie die norddeutsche Stadt Bremen ist, hat eine lange – sowie in Europa einmalige – Feuerwerkstradition vorzuweisen.

In Malta werden Feuerwerksfabriken fast ausschließlich von sogenannten Band Clubs unterhalten. Diese Vereine sind bei den Festas, den religiösen Festen auf Malta, die zu Ehren des Schutzpatrons der Stadt abgehalten werden, verantwortlich für die Musik, Umzüge, Dekoration und auch das Feuerwerk.

Die Mitglieder dieser Band Clubs und der Feuerwerksfabriken arbeiten ehrenamtlich und bereiten das ganze Jahr die teilweise sehr aufwändigen Feierlichkeiten vor. Das ganze Dorf putzt sich heraus, die Straßen und Kirchen werden feierlich geschmückt, es gibt religiöse Messen, Umzüge, Konzerte, Partys und – verteilt auf den ganzen Tag – spektakuläre Feuerwerks-Inszenierungen. Diese Feste werden vor allem von Mai bis September gefeiert, so dass in den Sommermonaten praktisch jede Woche eine andere Festa abgehalten wird.

Das größte und wohl auch beliebteste Fest der Malteser ist Santa Marija (oder “The Assumption Of Our Lady”) zu Ehren der Mutter Jesu, das immer Mitte August in 8 Dörfern und Städten (Attard, Mosta, Mqabba, Qrendi, Gudja, Ghaxaq, Birkirkara und Victoria auf Gozo) gleichzeitig gefeiert wird. Der 15. August (Maria Himmelfahrt) ist der Haupt-Tag der Festa, das eigentliche Fest beginnt aber ca. eine Woche vorher, am 9. August.

Für jeden Tag gibt es ein vielfältiges religiöses und unterhaltendes Programm, gleich morgens um 8:00 Uhr beginnt der Tag mit einem Knallfeuerwerk (erst ein Salut, dann folgen kleine und größere Mehrschlag-Bomben, zum Abschluss gibt es wieder einen einzelnen Salut-Schlag). Ein ähnliches Feuerwerk wird dann nochmals um 12:00 Uhr und am frühen Abend gezündet.

Wenn die Dunkelheit einsetzt, werden auch zunehmend Farb-Bomben (Maltesisch: Tal-kulur) geschossen, neben den obligatorischen Knall-Bomben. Große Mehrschlag-Zylinder werden auf Malta fast ausschließlich einzeln nacheinander gezündet, so kann man jede Einzelne als Kunstwerk genießen, maltesische Feuerwerks-Abende dauern deswegen auch schon mal 1 – 2 Stunden. Die Anzahl und die Komplexität der Bomben (sowohl am Tag, als auch in der Nacht) steigert sich mit dem Fortgang des Festes, die größten und schönsten Bomben werden am 13., 14. und 15. August geschossen.

Die Feuerwerkskörper für die maltesischen Feuerwerke werden ausschließlich in Handarbeit auf der Insel hergestellt. Neben Kugelbomben finden vor allem zylindrische Mehrschlag-Bomben Verwendung, diese werden ausschließlich aus Papier, Schnur und Leim gefertigt und aus schweren Stahlmörsern geschossen. Der Unterschied zur italienischen Mehrschlag-Bombe ist u.A. die Füllung.

Anstatt mehrere Lagen großer Bombetten werden oft sehr viele kleine Effektkörper (die bekanntesten sind die sogenannten Beraq – kleine Blitzbombetten, die unterschiedliche Knall-Töne erzeugen) verwendet. Die maltesische Zylinderbombe zerlegt üblicherweise in drei Stufen, gefolgt von einem schweren Salut als Endschlag. Kleine Blitzbomben (bis 75 mm) werden zu Beginn oder Ende eines Feuerwerks aus einer Battery (Maltesisch: Musketterija) geschossen – lange Reihen von Pappmörsern, die alle mit einer schnell brennenden Zündschnur verbunden sind.

Eine weitere, einzigartige Feuerwerks-Tradition der Insel sind die sogenannten Irdieden oder Maltese Wheels / Catherine Wheels. Oftmals große und sehr aufwändige, bewegliche Feuerwerks-Räder, die einen “pyrotechnischen Antrieb” besitzen und so, über ein System aus Zahnrädern und Übersetzungen, die unterschiedlichsten Formen erzeugen können – ähnlich eines Kaleidoskops. Diese sind so komplex und aufwendig in der Herstellung, das es Monate dauert um so ein Kunstwerk zu kreieren. Es bedarf jahrelanger Erfahrung diese Räder so zu fertigen, dass sie fehlerfrei laufen – die Brenndauer beträgt dabei oft nur eine Minute.

Am Abend des 14. August gibt es immer ein großes Pyromusical, nachdem ca. eineinhalb Stunden lang große Zylinderbomben geschossen wurden. Die Straßen sind gefüllt mit ausgelassen feiernden Menschen und an diversen Ständen kann man Snacks und Getränke kaufen – allerdings gibt es keine (oder kaum) maltesische Spezialitäten, sondern fast ausschließlich Fast Food: Hot Dogs, Burger, Kebab und Pizza. Der Abend endet mit den Irdieden, dem maltesischen Bodenfeuerwerk (Maltesisch: Nar tal-Art).

Den Pyrotechnikern konnte man schon am Vortag bei den Aufbauarbeiten zuschauen, ohne Teamwork und schweres Gerät geht da gar nichts – manche Räder sind so hoch wie Straßenlaternen (ich meine sogar, dass die ganz Großen wirklich mal Laternenmasten gewesen sind). Jedes Rad wird mit lautem Applaus und dem Gehupe von Airhorns begleitet, die Mitglieder des Band Clubs und der Feuerwerksfabrik feiern sich selber, die Stimmung ist einzigartig!

An diesen Tagen werden die Feuerwerke auch oftmals mit einer minutenlang heulenden Luft-Sirene angekündigt, ein bizarres Bild: Zum Luftalarm und dem stetigem Donnern der Salut-Bomben gehen Bauern ihren täglichen Arbeiten nach, an der Straße grasen unbeirrt zwei Pferde – und das um 8:00 Uhr morgens, so wird man nur auf Malta geweckt! Die Geräuschkulisse am Tag und in der Nacht ist beeindruckend, überall in der Ferne und aus den Nachbardörfern kann man die dumpfen Schläge der großen Bomben und das Knattern der Beraq hören.

Es ist jedem Feuerwerksfreund nur zu empfehlen, wenigstens einmal im Sommer nach Malta zu fliegen, um sich selber ein Bild der maltesischen Feuerwerkskultur zu machen. Ja, es ist mitunter sehr warm und ja, auf Malta herrscht Linksverkehr (wichtig, wenn man sich ein Mietauto ausleihen will), aber es lohnt sich in jeder Hinsicht. Die Menschen dort sind sehr freundlich und hilfsbereit, fast jeder spricht Englisch und wenn man sagt, man interessiert sich für Feuerwerk, findet man schnell neue Freunde!

So viele Kilo Blitzpulver und so viele große bis sehr große Zylinderbomben (bis zu 10″ / 250 mm) in so kurzer Zeit sieht man nur auf Malta – ein in Europa und wohl auch in der Welt einmaliges Spektakel.

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